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Freunde der Stiftung

Dr. Peter Schüller, 1967 Abitur am FWG

Er hat den diesjährigen Preis der Deutsche Bahnstiftung für ehrenamtliche Tätigkeit in der Stadtmission Berlin erhalten. Hierzu gratulieren wir herzlich.

Ab dem 29. September 2024 tourt eine Wanderausstellung der Deutschen Bahn Stiftung mit dem Thema „Ehrenwert. Menschen im Ehrenamt“ mit dem Start im Hauptbahnhof Berlin durch Deutschland. Die Ausstellung zeigt 16 Personen in Lebensgröße und umgeben mit einem persönlichem Statement zu ihrem ehrenamtlichen Engagement. Einer von ihnen: Dr. Peter Schüller, langjähriger Hautarzt. Seit fünf Jahren arbeitet er für die Stadtmission Berlin. Res et verba stellte ihm folgende Fragen:

Res et verba: Was bedeutet Dir die Ehrung?

Für mich bedeutet die Ehrung, stellvertretend für die vielen Menschen, die leise zupackend ehrenamtlich tätig sind, eine große Wertschätzung. Sie soll auch ein Zeichen sein, dass in der Dermatologie - neben den kosmetischen und ästhetischen Aspekten des Faches, die in der Praxis und in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit einen immer größeren Raum einnehmen - vor allem die Behandlung von Wunden, Infektionen und parasitären Erkrankungen zu den eigentlichen originären Aufgaben dieses Faches gehören.

Wie kamst Du in Kontakt mit der Stadtmission Berlin?

Vor fünf Jahren sprach mich der damalige Leiter der Berliner Stadtmission - er war lange Zeit Pfarrer in der evangelischen Gemeinde in Enkirch an der Mosel - auf meinen Trierer Dialekt an. So kam der Kontakt zustande, er fragte mich, ob ich in der Ambulanz der Berliner Stadtmission als Hautarzt ein- bis zweimal pro Wochen ehrenamtlich tätig sein wolle. Da ich damals nur wenige Wochentage in einer Hautarztpraxis arbeitete, hatte ich ja genügend Zeit.

Was war neu in dieser Tätigkeit? Erfahrungen mit Patienten hattest Du ja zu Genüge.

Neu in dieser Tätigkeit war die Begegnung mit Obdachlosen, vor allem aus osteuropäischen Ländern, die in Deutschland nicht krankenversichert sind, weil sie keinen festen Wohnort haben. Neu war außerdem die Konfrontation mit ausgeprägten parasitären Hautinfektionen, Wunden, Geschwüren und bösartigen Tumoren in einem sehr ausgeprägten Zustand. Diese Erkrankungen würden bei Patienten mit Krankenversicherung in den meisten Fällen viel frühzeitiger behandelt werden (d. h. in der Praxis, im Krankenhaus oder in Pflegeeinrichtungen). In Notfällen können die Patienten aus der Obdachlosen-Ambulanz auch an Krankenhäuser überwiesen werden, in den meisten Fällen ist es aber unsere Aufgabe in der Ambulanz, diese Patienten über Wochen und Monate zu behandeln und medikamentös (durch viele Spenden) zu versorgen. Wir sind ein Team aus Allgemeinmedizin, Innerer Medizin, Kardiologie, Psychiatrie und Chirurgie. Die Behandlung ist nicht immer leicht, weil viele Obdachlose alkoholisiert in der Ambulanz ohne Termin erscheinen. Meine Russisch- und Polnisch-Kenntnisse haben hier oft Barrieren überwunden, so dass nach der Behandlung auf beiden Seiten oft gelacht wird.

Wie war Dein Werdegang nach dem Abitur?

Nach dem Abitur studierte ich Volks- und Betriebswirtschaftslehre an der Pennsylvania State University (Fulbright Stipendium) sowie an der Universität zu Köln und schloss mit dem Diplom-Volkswirt ab. Anschließend studierte ich Medizin in Bonn und Berlin - meine ursprüngliche Motivation für das Medizinstudium nach dem VWL-Studium war das große Interesse an der damals neu aus USA importierten Disziplin Gesundheitsökonomie. Nach dem Medizinstudium war ich 6 Jahre als Assistenzarzt an den Hautkliniken der Charité und im Universätsklinikum Essen tätig. Anschließend war ich 25 Jahre Hautarzt in eigener Praxis in Mülheim an der Ruhr.

Wer oder was war für Dich prägend in Trier?

In Trier hat mich vor allem die MJC geprägt, Sport (Leichtathletik, Handball) und Gruppenstunden in der "Miez", Zeltlager der MJC, die großen philosophischen Vorträge der Frankfurter Schule der Jesuiten im Trierer Kolpinghaus unter der Leitung von Pater Alfons Bechtel. Die Freundschaften aus dieser MJC-Zeit sind bis heute ein Grund für die starke Verbundenheit zu meiner Heimatstadt.

Dein leider verstorbener Zwillingsbruder Paul war als Arzt ehrenamtlich tätig. Kommt die Motivation zu helfen von der Familie?

Mein im letzten Jahr verstorbener Zwillingsbruder Paul war über 40 Jahre in über 65 humanitären Missionen weltweit als Anästhesist in der Organisation Interplast-Germany, einer Organisation der plastischen Chirurgen, engagiert. Er war mir ein Vorbild.

Welchen Rat gibst Du allen, die kurz vor ihrem dritten Lebensabschnitt stehen?

Die Tätigkeit im dritten Lebensabschnitt bedeutet für mich, dass man seine Erfahrungen und sein Wissen mit großer Freude an andere weiter vermitteln kann.

Res et verba: Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Dir weiterhin die Kraft, so vorbildhaft zu wirken.

[Das Interview führte Rainer Richarts]

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